Freitag, 6. Januar 2012

Alles wird gut

Geht es Ihnen wie mir, im Prinzip herrscht Ratlosigkeit wohin man auch sieht?! Die Politik hat schon lange keine Vorbildfunktion mehr und nun auch noch die Vorkommnisse um unseren Bundespräsidenten. Er soll Souveränität ausstrahlen und für sein Volk Repräsentant sein, ein Leitbild. Doch aus diesem Leitbild ist ein Leidbild geworden. Da werden, anscheinend durch seine Verbindungen zu Banken und Wirtschaft, niedrigere Zinsen vereinbart, dann wird versucht, die Pressefreiheit einzuschränken, und am Schluss wird Demut gezeigt und Reue, na dann kann es ja weiter gehen. Wie gesagt, "alles wird gut".

In der Wirtschaft sieht es nicht anders aus, da leiht die EZB den Banken 500 Millionen EUR, für 3 Jahre, zu 1 % Zinsen. Und was machen die Banken, sie vergeben keine Kredite an Unternehmen, nein, sie legen die jeweiligen Beträge einfach wieder zu Minizinsen bei der EZB an. Da fragt man sich doch: warum haben sich die Banken das Geld geliehen? Ein Grund könnte sein, dass irgendwann wieder Staatsanleihen zu 100 % abgesichert werden, einen höheren Zins bieten und das Geld dann ohne jedes Risiko hier angelegt wird - wie gesagt, nur eine Vermutung. Das ganze Vorgehen der EZB wäre dann jedoch kontraproduktiv, irgendjemand muss schließlich die Zinsdifferenz zahlen. Am Ende ist dies unter Garantie wieder der Steuerzahler.

Noch verrückter lief es in der abgelaufenen Woche bei der Versteigerung von Geldmarktpapieren der Niederlande ab. Die Laufzeit betrug drei Monate, die Rendite lag bei 0,0 %, so die niederländische Schuldenagentur. Mit einer Laufzeit von einem Jahr mussten die Niederländer gerade einmal 0,05 Prozent Zinsen zahlen. Insgesamt wurden etwas mehr als 4,5 Milliarden Euro aufgenommen. Bevor Sie Ihr Geld also unverzinslich anlegen, lohnt ein Blick auf große Konzerne, deren Eigenkapital den Börsenwert bei weitem übersteigt. So beträgt z.B. der Börsenwert von VW, Daimler und der russischen Gazprom 183 Milliarden EUR, ihr Eigenkapital jedoch 260 Milliarden EUR. Wenn Ihnen Einzelwerte zu riskant sind, schauen Sie sich doch einmal den DAX an, dessen Wert seit Mitte 2007 um 250 Milliarden EUR auf ca. 670 Milliarden EUR gefallen ist. Langfristig werden Sie diese Werte nicht mehr so günstig erhalten. Mit anderen Worten, wenn Sie in den genannten Werten oder im DAX investiert sind, sollten Sie sich einen Ausstieg zweimal überlegen und über einen Einstieg nicht zu lange nachdenken.

Zum Schluss noch ein kleiner Seitenhieb auf unsere Politiker. Da wollen doch die ganz schlauen Rechner einiger großer Parteien die Abgeltungssteuer von 25 % auf mindestens 32 % erhöhen und dann am liebsten weiter nach oben schrauben, bis auf den persönlichen Steuersatz. Die Begründung ist geradezu absurd. Diese schlauen Rechner haben festgestellt, dass nach Einführung der Abgeltungssteuer weniger Einnahmen aus Kapitalvermögen beim Bundesfinanzministerium eingegangen sind als vor Einführung der Abgeltungssteuer. Hätten sich diese Herrschaften einmal mit der Zinsentwicklung in Deutschland befasst, dann wäre ihnen sicherlich aufgefallen, dass in der Vergangenheit auch in Deutschland teilweise bis zu 8 % Zinsen gezahlt wurden. Momentan ist es in Deutschland ähnlich wie in den Niederlanden, dort werden keine oder nur niedrige Zinsen gezahlt. Dementsprechend kann man logischerweise auch keine Abgeltungssteuer vereinnahmen, egal wie weit man den Abgeltungssteuersatz auch erhöht. Dass eine solche Diskussion kontraproduktiv ist und nur dazu führt, dass auch noch der letzte "dumme" Deutsche mit dem Sparen aufhört und lieber sein Geld verkonsumiert, hat diese Politikergeneration noch nicht verstanden. Das Problem werden wir dann in ca. 10 – 20 Jahren mit voller Härte zu spüren bekommen, wenn eine ganze Rentnergeneration ohne Rücklagen dasteht. Ein nahe liegendes Szenario, das zu erheblichen Unruhen führen kann. Aber dies ist eine andere Geschichte und denken Sie daran: "alles wird gut".

Dieser Artikel erschien als monatliche Kolumne von Hubert Weinlich im Newsletter der Börsen Hamburg/Hannover. Hier der Link zum Original-Artikel